Tor-Tsunami

Dass es beim Bundesligaspiel Bayern München – Hamburger SV regelmäßig zu einem Kegelergebnis kommt, ist für den  Fußballfan längst keine Überraschung mehr. Die Augen gerieben aber hat er sich, als er in den letzten beiden Wochen die Ergebnisse aus der Champions League las, falls er kein Sky-Abo hat und Augenzeuge werden konnte :  Acht Tore bei Manchester City, sechs Tore in München und in Leverkusen, vier Tore in Madrid und Paris, und wäre Dortmund mit seinen Chancen nicht so schludrig und unkonzentriert umgegangen, hätte es auch in Lissabon mehr als nur ein einziges Törchen gegeben.

Mancher Leser wird morgens, noch schlaftrunken, an einen Druckfehlerteufel gedacht haben, denn Zeitungen auch beim Weiterreichen von Sportergebnissen als Lügenpresse zu diffamieren, ist selbst Pegidia noch nicht eingefallen und sogar Donald Trumps hat diesen Bereich noch nicht für seine « alternativen Wahrheiten » entdeckt.

Das Kaugummi-Achtelfinale der Königsklasse, dessen Rückspiele in der nächsten Woche beginnen, hat immerhin schöne Unterhaltung gebracht. 4,25 Tore pro Spiel, die lassen sich oft nur in der ersten DFB-Pokalrunde verzeichnen, aber nicht in der ersten K.o.-Runde der Champions League. Dort sollte eigentlich in der Gruppenphase, in der aus sportpolitischen Gründen fast jeder mitmachen darf, die Spreu vom Weizen getrennt werden. Aber in diesem Jahr ? Waren die Gruppen-Ergebnisse meist knapper als die im Achtelfinale.

Wie entstand dieser Tor-Tsunami ? Woher rührt er ?

In jedem Land, bei jedem Verein gibt es natürlich individuelle Gründe. Aber ein Trend, der in diesem Winter explodiert ist, lässt sich seit Jahren fest machen. Junge, neue, erfindungsreiche Trainer waren es, gemeinsam mit Top-Fußballern, die ihnen in Spitzenmannschaften zur Verfügung standen, leid, « die Räume eng » zu machen. Sie suchten Möglichkeiten, wieder Räume zu schaffen. Das « Gegenpressing », das « gegen den Ball » arbeiten, ersetzten die totale Defensive, die darauf wartete, dass ein Angriff verpufft, um so in Ballbesitz zu kommen. Das « Umschaltspiel » wurde erfunden, oder das « Tiki-Taka » des Pep Guardiola, das den Gegner durch endloses Ballgeschiebe zermürbt, bis er einen Konzentrationsfehler begeht und die Lücke – der « Raum » - genutzt werden kann.

Der Preis des Suchens nach neuer Offensive : Die Defensive wurde vernachlässigt, fast entblößt. Weshalb ist denn heute ein Nachfolger von Rechtsverteidiger Philipp Lahm teurer als ein Stürmer ? Weshalb muß Bundestrainer Löw mit Verlegenheitslösungen vorlieb nehmen ?  Es gibt keinen Schwarzenbeck mehr und keinen Vogts, keinen Kohler und keinen Förster, keinen Briegel und keinen Höttges.

Auch die Nachwuchsschmieden der Bundesligisten haben in der Euphorie, statt Rumpelfußball Ästhetik zu produzieren, die Ausbildung von Verteidigern vergessen, zumindest vernachlässigt. Dass Hermann Gerland Chef des neuen Bayern-Nachwuchszentrums wird, hat viele Gründe. Ein Mosaiksteinchen wird sein, dass er noch weiß, wie verteidigt wird.

Die nächsten zwei Wochen Champions League werden nicht spannend, aber unterhaltsam. Da gibt es kaum Spannung, aber Aufholjagden und damit Konter, also wieder viele Tore. Albtraum der Trainer, Spektakel für die Zuschauer.

 

Rainer Kalb

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