Französischer Kassensturz

Knapp acht Wochen nach dem WM-Beginn hat der französische Fußball-Verband den ersten Kassensturz gemacht. 250 Millionen Euro waren für die Saison 18/19 veranschlagt worden, zusätzlich 16 Millionen von der Fifa für das Erreichen des Viertelfinales. Jetzt sind es durch den Titelgewinn 32,6 Millionen geworden, doch Verbandspräsident Noel Le Graet, seit 2011 im Amt, tritt auf die Euphoriebremse: „Das meiste ging ja für Reisen, Hotels, Infrastruktur wieder drauf. Außerdem mussten wir 30,5 Prozent der Einnahmen als Prämien an die Spieler zahlen.“ Dennoch räumt der Präsident einen WM-Nettogewinn von zwei Millionen Euro ein.

Das hört sich natürlich lächerlich an, ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die Kehrseite sieht ganz anders aus. 1998, nach dem Gewinn der ersten Weltmeisterschaft, hat der damalige Ausrüster adidas 800.000 Trikots verkauft. Diesen Rekord will der derzeitige Ausrüster Nike schlagen. Bei einem Preis von 140 Euro/Trikot und 4,5 Prozent für den Verband kommt da ein hübsches Sümmchen zusammen. Das Problem ist nur: Der amerikanische Ausrüster hat bislang erst 30.000 Trikots liefern können. Die zweite Fuhre soll am Mittwoch, vor dem Spiel in Deutschland, eintreffen. Ist derzeit halt schwierig, in Amerika einen zweiten Stern zu besorgen.

Nike, dessen Vertrag für’s Trikot bis 2026 über jährlich 50,5 Millionen Euro läuft, hat sicherheitshalber schon Mal eine Mio WM-Prämie drauf gepackt. Ob die anderen Sponsoren ähnlich verfahren sind, ist nicht bekannt. Vom Fernsehen erhält die FFF bis zur nächsten WM 63 Millionen Euro jährlich. Das nächste Angebot dürfte für einen amtierenden Weltmeister nicht niedriger sein. 

Abgesehen vom Geld ist der Imagegewinn unbezahlbar. Der Trainingsboykott von Knysna bei der WM 2010 ist längst verziehen, wenn nicht sogar vergessen.

Aber es gibt auch eine  dritte Seite der Medaille, und die wiegt schwerer als beide anderen gemeinsam. Der Fußball-Fan im Rentenalter erinnert sich an ein Entscheidungsspiel (das gab es damals noch) 1965 in Rotterdam des 1. FC Köln gegen den FC Liverpool. Auch das damals noch übliche Entscheidungsspiel entschied nichts, und ein Münzwurf musste entscheiden. Die Münze blieb senkrecht im durch Dauerregen aufgeweichten Boden stecken (auch Elfmeterschießen gab es noch nicht.)

So sieht das auch in Frankreichs Fußball zwischen Profis und Amateuren aus. 1998 in der Euphorie meldeten sich rund 240.000 neue Mitglieder in den Fußballvereinen an. Le Graet verspricht sich durch den „zweiten Stern“ eine neue Flut in den Vereinen. Zur Zeit hat die FFF 2,1 Millionen Mitglieder (zum Vergleich: DFB ca 6,5 Mio.).  Eric Thomas, der Vorsitzende Amateure im Präsidium wettert schon: „Profis und deren Jugendakademien mögen mit einem Ansturm ja zurecht kommen. Aber Amateurvereine? In Frankreich haben in den letzten vier, fünf Jahren auf dem Land über 80.000 Klubs dicht gemacht.“

Thomas rechnet vor, dass die Amateure nur 86 Millionen vom Verband erhalten, aber 150 Millionen für Spielerpässe und Spielerlaubnisse abführen. 

Das wäre auch eine spannende Diskussion zwischen Reinhard Rauball, DFL-Präsident, und Rainer Koch, Chef der Amateurvereine im DFB. 

Noel Le Graet hofft derweil, dass die Frauen-WM im nächsten Sommer in Frankreich dem Fußball weiter Auftrieb verleiht.

 

Rainer  Kalb

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