Der Gedanke ist auf den ersten Blick faszinierend. Die Bayer-Werke wollen 12.000 Arbeitnehmer entlassen. Wäre es da nicht einfacher, die Fußball-Abteilung zu schließen und ein paar Dutzend Arbeitsplätze zu vernichten, um Tausende zu retten ?
So einfach liegen die Dinge leider nicht. 12.000 Mitarbeiter machen, rechnet man einschließlich Sozialklimbim mit 3000 Euro / Arbeitnehmer / Monat im Jahr 432 Millionen Euro aus. So viel verdienen auch die Bayer-Profis einschließlich Trainer und Direktoren nicht. Und schließlich kommt durch Fernsehen, Fans, Merchandising ja auch ein bisschen Geld in die Kasse. Da stünden bei einer Abschaffung der Fußball-Abteilung immer noch Tausende auf der Straße.
Bayer Leverkusen wurde 1904 aus durchaus durchsichtig-kapitalistischen Erwägungen als Werksverein gegründet. Die Arbeiter sollten sich durch den Sport körperlich ertüchtigen, um ihre Arbeitskraft für das Werk zu erhalten. Das sich Jahrzehnte später die menschliche Gier nach sportlichem Erfolg dazu gesellte, dass Mtarbeiter, um trainieren zu können, von der eigentlichen Arbeit freigestellt wurden, dass sogar Fremdarbeiter aus Brasilien angeheuert wurden – das steht auf einem anderen Blatt.
Immerhin nennt heute niemand mehr, wer über Fußball redet, Bayer Leverkusen einen Plastikklub, wie das im letzten Jahrtausend noch an der Tagesordnung war. Und immerhin gewann der Verein 1988 den UEFA-Pokal und verpasste – das gehört zu seiner Tragik – 2000 durch eine Niederlage am letzten Spieltag beim Aufsteiger Unterhaching die Deutsche Meisterschaft.
Über den « Werbewert » des Bayer-Kreuzes auf den Trikots kann trefflich gestritten werden. Schließlich kennt auch so jedes Kind auf der Welt Aspirin.
Anders liegt der Fall beim VfL Wolfsburg. Es ist unstrittig, dass der VW-Konzern mit der Werbung auf dem Trikot der « Wölfe » positive Reklame für den Verkauf auch seiner Diesel-Autos machen will. VW hat sich auch den DFB-Pokal unter den Nagel gerissen und jetzt bei der Nationalmannschaft Mercedes aus dem Geschäft gedrängt. Diese Strategie lässt sich dann als « weltweit » bezeichnen. Und da stellt sich dann durchaus die Frage ob eine radikale Einstellung des Fußball-Engagements nicht reichen würde, um betrogene Diesel-Fahrer zu entschädigen ?
Der Konzern könnte sich dann doch einen Traber des Jahres nebst Sulky zulegen und auf einer Rennbahn beweisen, dass ein Golf immer noch schneller ist und im Unterhalt preiswerter. Werner Hansch würde auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen bestimmt kommentieren.
Rainer Kalb