Kalibriert

Es reicht. Vielleicht bin ich, seit Jahrzehnten TZ-Kolumnist und inzwischen nahe dem Rentenalter, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Aber was waren das noch für Zeiten, als unsereins als Fan einer Mannschaft nach vermeintlichen Fehlentscheidungen « Schiedsrichter - Telefon » grölen durfte. Doch damals hatte der DFB kein rotes Telefon am Platz, es gab die DFL noch nicht, kein Internet und keinen « Fern-Seh-Beweis ». Es gab nur auf dem Platz.

Dieser komische Video-Schiedsrichter, der angeblich in der Hinrunde 40 « Fehlentscheidungen » richtig korrigiert hat, befindet nun, dank der « kalibrierten Linie », dass ein Nürnberger Spieler bei einem Tor im Abseits stand. 22 Millimeter oder so.

Ich habe ja schon Schwierigkeiten, meiner Frau « Abseits » zu erklären. Aber auch noch « kalibriert » ? Da kollabiere sogar ich.

Hallo, wach ! Sollte der Video-Beweis ursprünglich nicht bei « krassen Fehlentscheidungen » eingreifen ? Sind 22 Millimeter eine « krasse Fehlentscheidung » ? Und wenn dann der Augsburger Trainer von einem « faulen Schiedsrichter » schwafelt, der nicht zu einem Video-Beweis heraus gedackelt ist : wie viel Faulheit hat sich dann der Trainer eine ganze Woche lang in der Spiel-Vorbereitung geleistet ?

Der ganze Video-Beweis ist ein Humbug. Er kostet ein Schweinegeld, das die Zuschauer bezahlen müssen. Wofür ? Für mehr Gerechtigkeit ? Lächerlich.

Nürnbergs Trainer Michael Köllner hat es treffend beschrieben : « Das war ein Tor für uns. Man sieht den Ball in dem Moment überhaupt nicht. » Aber die « kalibrierte Linie » sieht ihn. Und der Club muss sich merken : Unten bleibt unten. Immer der Depp. Trotz oder wegen Video.

Die UEFA führt in der Champions League ab sofort auch den Video-Beweis ein. Da sitzen dann die Oberschiedsrichter nicht in Köln, sondern in einem Lieferwagen neben dem Stadion. Näher dran am Geschehen, sozusagen – und doch so weit entfernt...

Dafür werden der fünfte und sechste Schiedsrichter – die beiden Wachleute hinter dem Tor – eingespart. Das war die verzweifelte Idee vom verbannten UEFA-Präsidenten Michel Platini, um den Fußball « menschlich » zu erhalten. Ob diese Idee etwas gebracht hat, hat die UEFA nie enthüllt. Da ist der Video-Beweis, wenn der Schiedsrichter mit ausgreifenden Bewegungen einen Bildschirm in die Luft malt, allemal spektakulärer.

Und die Fans können jetzt nicht einmal mehr « Schiedsrichter - Telefon » brüllen. Denn die ehemaligen Schwarzkittel können sich jetzt ja hinter einem Bildschirm verstecken, wenn der Ball nicht zu sehen ist.

 

Rainer Kalb

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