Es war am Ende des letzten Jahrtausends, Ende der 80-er, Anfang der 90-er Jahre als „Il Cavaliere“ Silvio Berlusconi eine Idee hatte. In seinem Team standen Ruud Gullit, Marco van Basten und Frank Rijkaard.
Die Reservebank war auch exzellent besetzt. Warum, so die Überlegungen des durchtriebenen Machtmenschen, die Ersatzspieler fürs Nichtstun bezahlen, wenn man sie zum Ruhme, für Fernsehrechte und zum Ankurbeln des Merchandising durch die Weltgeschichte schicken könnte?
Ähnliche Gedanken, aber viel konkreter, könnten heute den FC Bayern befallen. Er beschäftigt ja schon seit Jahren Martin Hägele, um den asiatischen Markt zu beackern, gründet ein Büro in New York, hat den Chef einer weltweit tätigen Wettfirma als Vorstand für internationale Beziehungen und Vermarktung installiert, arbeitet ab sofort mit der Bayerischen Wirtschaftsvertretung im Ausland zusammen („Markenbildung“) , polemisiert gegen zu wenig Verbreitung und Geld aus der Arbeit der Deutschen Fußball Liga. Ein Wirtschaftsunternehmen stellt sich auf und nutzt dafür die Bundesliga.
Karl-Heinz Rummenigge schien im ZDF-Sportstudio am letzten Samstag Kreide gefressen zu haben, als er unterstrich, im letzten Jahrzehnt seien ja auch Stuttgart, Wolfsburg und Dortmund Deutscher Meister geworden. Zynischer geht es kaum noch. Der ewige Mahner Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt), der bald abtreten wird, hat immer „spanische Verhältnisse“ auf die Bundesliga zukommen sehen. Er hat sich grausam getäuscht.
In Spanien liegen Real, Barca und Atletico mal gerade zwei Punkte auseinander. In Frankreich beträgt der Abstand zwischen Katar (Paris St.Germain) und Rußland (AS Monaco) mal gerade acht Punkte. Da ist jedes Bayern-Gerede Quatsch.
Es ist doch so: Bayern könnte Ribéry, Robben und Co. für sechs der restlichen elf Spieltage in die USA oder nach Asien schicken, dort weiter riesiges Geld verdienen, den finanziellen Abstand noch mehr mehren, die Liga mit ihrer zweiten A-Mannschaft beglücken, und sie würden trotzdem Meister.
Das ist aber auch der Fehler der Liga. Wenn Schalke, statt Zweikämpfe zu suchen, nur noch Geleitschutz anbietet, wenn Armin Veh die besten zu Hause lässt, um ihnen eine fünfte gelbe Karte zu ersparen, dann ist das Wettbewerbsverzerrung und ärmlich von hochbezahlten verantwortlichen Trainern Aber Veh hört ja auf. Sucht einen Klub, mit dem er den Bayern auf Augenhöhe begegnen kann. Da kann er sich auf eine lange Pause einstellen.
Und wer sich erinnert, wie am 1. Spieltag, als alles noch auf Null stand, den Bayern Hand-Elfmeter geschenkt wurden – der braucht sich über nichts mehr zu wundern.
Von Schiedsrichtern ist keine Besserung zu erwarten. Nur von der UEFA.
Die muss die Prämien für Champions League-Erfolge drastisch kürzen.
Denn das ist der Untergang der Bundesliga.
Rainer Kalb