Bei Hertha BSC Berlin war Änis Ben-Hatira noch in eine Schlägerei mit einem Mannschaftskameraden verwickelt gewesen, weswegen ihn der Hauptstadtklub im Januar möglichst rasch an Eintracht Frankfurt verkaufte. Der Tunesier hatte Besserung gelobt, doch jetzt ist er schon wieder in ein Fettnäpchen getreten.
„Ich bin doch nicht doof“, erkärte er, nachdem er ein Foto aus einer Arztpraxis geposted hatte, das diverse Spritzen, Ampullen und wohl auch ein zum Doping verwendbares Mittel auf dem Arztschreibtisch zeigte.
Eintracht Frankfurt beeilte sich zu erklären, das Foto sei weder bei der Eintracht noch beim Frankfurter Mannschaftsarzt entstanden, aber an der Aussage „Ich bin doch nicht doof“ kann gleichwohl gezweifelt werden. Welcher Otto Normalverbraucher kommt schon auf die Idee, einen mit Medikamenten übersäten Schreibtisch zu fotografieren und das Bild dann auch noch in die sozialen Medien zu stellen?
Noch gravierender ist der Fall des beim FC Liverpool unter Vertrag stehenden französischen Nationalspielers Mamadou Sakho. Der Innenverteidiger verzichtete gleich auf die B-Probe und kann sich jetzt die Teilnahme an der Europameisterschaft wohl abschreiben. Er hatte einen auf der Dopingliste stehenden Fettverbrenner zu sich genommen, um abzunehmen. Wie schlecht muss eigentlich das Training von Jürgen Klopp sein, wenn einer seiner Spieler ein Dopingmittel braucht, um abzunehmen?
Auch wenn FIFA und UEFA meist 100 Prozent Negativ-Proben in die Welt hinaus trompeten, fällt es immer schwieriger zu glauben, dass der Profifußball der einzige nicht vom Doping durchsetzte Spitzensport sein soll. Schon in den 70-er Jahren, als die deutschen Mannschaften in den Europapokalen von Triumph zu Triumph eilten, wurde vor den internationalen Spielen und danach immer wieder mal von Captagon geraunt.
Von Freiburg aus sind natürlich nie Fußballer bedient worden. Eufemiano Fuentes hat nur Radfahrern geholfen, in Russland sind nur Leichtathleten betroffen. Komisch nur, dass jetzt sogar die nationale englische Antidoping-Agentur in Erklärungsnotstand geriet.
Aber vielleicht hat Ben-Hatira ja doch Recht, wenn er beteuert, nicht doof zu sein. Vielleicht sind Athleten und Ärzte nur raffinierter als alle Kontrolleure. Soll ja nicht nur im Bereich des Dopings vorkommen.
Rainer Kalb