Paris und Katar und Neymar

Sie haben in Barcelona wohl gedacht, mit einer festgeschriebenen Ablöse in Höhe von 220 Millionen Euro hätten sie Neymar bis zu seinem Vertragsende 2021 an die Kette gebunden. Doch die Katalanen haben die Rechnung ohne Katar gemacht. Egal, ob der Wechsel des Brasilianers zu Paris St. Germain zustande kommt oder nicht: Der Wüstenstaat, dem über ein Staatsunternehmen der französische Hauptstadtklub gehört, hat ernsthafte Absichten, den Stürmerstar an die Seine zu locken.

Auf die Frage nach dem „Weshalb“ gibt es mehrere Antworten. Als Paris 2011 von katarischen Investoren übernommen wurde und Nasser Al-Khelaifials Präsident antrat, versprach er Fans und seinem Heimatstaat, bis 2016 die Champions League zu gewinnen. Daraus wurde nichts; Paris erreichte in dem Zeitraum allenfalls das Viertelfinale. Als besonders schmachvoll empfanden die Katarer in der letzten Saison das Aus im Achtelfinale, eben gegen Barcelona. PSG verspielte durch ein 1:6 im Nou Camp noch einen 4:0-Vorsprung aus dem Hinspiel!

Die Zeit drängt; bis zur WM in Katar sind es nur noch fünf Jahre, und vorher will das Land eben auch im europäischen Fußball Erfolge erzielt haben, um nicht mehr über die Schulter angeblickt zu werden.  Hinzu kommt die Schmach, trotz des mit Abstand teuersten und bestbezahlten Kaders, darunter die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Torhüter Kevin Trapp, in der abgelaufenen Saison hinter AS Monaco nur Vizemeister geworden zu sein. Das ist so, als hätte RB Leipzig die Deutsche Meisterschaft vor den Bayern gewonnen.

Außerdem ist es dem Verein nicht gelungen, Superstar Zlatan Ibrahimovic zu ersetzen. Der Schwede hatte in vier Jahren in 180 Spielen für den Verein 156 Tore erzielt. Klar, dass PSG da ein Neymar gut zu Gesicht stehen würde. Der Slogan „Der Star ist die Mannschaft“  gilt für Katar nicht.

Geld hat auch keine Bedeutung, was sich beispielhaft an der Entlassung von Weltmeister und Ex-Nationaltrainer Laurent Blanc im Sommer 2016 ablesen ließ. Anfang 2016 war der Vertrag des Trainers bis 2018 verlängert worden, im Juni 2016 wurde er mit einer Millionen-Abfindung gefeuert. Blanc war zwar Meister geworden, hatte aber die Champions League nicht gewonnen. Nachfolger Unai Emery wurde geholt, weil er drei Mal in Folge mit dem FC Sevilla die Europa League gewonnen hat.  In Paris zählen eben nur die Namen. Selbst nationale Titel zählen nichts.

Ein Rätsel bleibt immer noch, wie Paris den Transfer finanziell stemmen will, zumal Neymar auch noch 30 Millionen Euro netto an Gehalt erhalten soll, was bei der Höhe der französischen Steuern und Sozialabgaben für den Arbeitgeber leicht verdoppelt werden darf. Aber Katar hat ja unter der Regierung Sarkozy beim Kauf von rund einem halben Dutzend Luxushotels von der französischen Regierung Steuererleichterungen erhalten. Und der frühere UEFA-Präsident Michel Platini hat für die WM-Vergabe an Katar gestimmt. Da wird sich wohl alles regeln lassen.

Schon einmal, 2014, wurde PSG von der UEFA auf Grund überhöhter Transferausgaben / zu hohem Gehaltsniveau wegen Verstoßes gegen das „finanzielle Fair Play“ verurteilt. Die Strafe von 22 Millionen Euro zahlte Katar aus der Portokasse und hat jetzt die Blaupause, welche Fehler zu vermeiden sind. Der Spieler würde dem Verein gegen eine im Rahmen bleibende „Leihgebühr“ von einer katarischen Firma sowie Privatinvestoren zur Verfügung gestellt. Der Verein bleibt in seiner Buchhaltung also beim „finanziellen Fair Play“. Die FIFA- und UEFA-Regelung, die eine Beteiligung Dritter am Arbeitsverhältnis eines Spielers verbietet, wird umgangen, indem die wahren Eigentümer Neymars auf eine Provision bei einem Weiterverkauf verzichten und somit gar nicht als Drittbeteiligte in Erscheinung treten.

So geht das eben, wenn Katar einen Spieler, den Gewinn der Champions League oder eine WM-Ausrichtung kaufen will. Möglichkeiten, noch so ausgeklügelte Regeln ungestraft zu verletzen, gibt es bei gutwilligem Hinwegsehen der Instanzen genügend. Darauf baut Katar seit Jahren.

 

Rainer Kalb 

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